Urzeitlicher Rückenpanzerkrebs / Carapaxkrebs

Die urzeitlichen Süßwasser-Rückenpanzerkrebse - Lateinisch Rückenpanzer Carapax - deshalb Carapaxkrebse - waren Zeitgenossen der Dinosaurier. Während die Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren ausstarben, überlebten die Rückenpanzerkrebse in nahezu unveränderter Form bis zum heutigen Tage. Ja es ist sogar so, dass es die Rückenpanzerkrebse bereits vor dem Erscheinen der Diosaurier gab. Der europäische Rückenpanzerkrebs gilt als die älteste noch lebende Tierart der Welt ! Wenn Sie sich fragen wie es wohl in einem Tümpel ausgesehen haben mag der sich in der Fußspur eines Brontosauriers gebildet hat, dann werden sie dort höchstwahrscheinlich Carapaxkrebse vorgefunden haben.

Die Rückenpanzerkrebse haben ihr Erscheinungsbild seit über 200 Millionen Jahren kaum verändert da sie sich vor allem ungeschlechtlich vermehren (Klonen). Außerdem sind sie perfekt an ihre Umgebung angepasst. Mit rund 100 Beinen, einer Größe von durchschnittlich 10 Zentimetern und dem schnellsten Wachstum im Tierreich waren Verbesserungen ihrer Konstitution kaum mehr möglich.

Während andere Tierarten ausstarben, überlebten die Rückenpanzerkrebse ohne Probleme. Dies schaffen die Krebse indem sie Eier legen, die über Jahrhunderte lang schlupffähig sind. Selbst wenn die Eier in kochendem Wasser auf 100 Grad erhitzt werden oder wenn sie auf 50 Grad minus abgekühlt werden, bleiben die Eier unbeschädigt. Ja es ist sogar so, dass sich die Schlupffähigkeit der Eier nach so einer Behandlung noch erhöht, denn wenn alles Leben in der Umgebung vernichtet ist (durch einen Vulkanausbruch, einen Meteoritenenschlag...) finden die Jungkrebse perfekte Überlebensbedingungen ohne Nahrungskonkurrenten oder Freßfeinde vor. Die Krebse ernähren sich in der Anfangsphase ausschliesslich von Algen, so sind sie nicht auf tierische Nahrung angewiesen. Mit zunehmendem Alter werden von den Carapaxkrebsen vor allem Würmer verspeist. Besonders gerne fallen sie über Strudelwürmer, Plattwürmer oder Planarien her. In der Anfangsphase ihrer Entwicklung verdoppeln die Krebse ihr Gewicht alle 1 bis 2 Tage. Größere Krebse vertilgen pro Tag zwischen 30 und 40% ihres Eigengewichtes an Nahrung. Sie durchwühlen dabei den Boden mit ihren 50 Beinpaaren und jeder noch so kleine Wurm wird mit den Antennen aufgestöbert, von den Beinen gepackt und in die Freßspalte geschoben, die sich zwischen den Beinen auf der Unterseite des Krebses befindet und sich fast über die gesamte Körperlänge hinweg zieht. Richtige Zähne besitzen die Rückenpanzerkrebse nicht.

Vermehrung der Rückenpanzerkrebse

In der Natur leben Rückenpanzerkrebse in Regenpfützen oder kleinen Tümpeln, die nur wenige Wochen oder Monate bestehen ehe sie wieder austrocknen. Aus diesem Grund ist alles im Leben der Rückenpanzerkrebse auf Schnelligkeit ausgerichtet. Ihre im Sand liegenden Eier schlüpfen bereits nach 24 bis 48 Stunden. Ihr Wachstum ist extrem. Sie verdoppeln ihre Größe anfangs innerhalb von 1 bis 2 Tagen. Bereits nach einer Woche bis zwei Wochen sind einige Arten geschlechtsreif und beginnen mit der Eiablage im Bodengrund. Dann können jeden Tag bis zu 100 Eier gelegt werden. Dafür erreichen die Rückenpanzerkrebe auch nur ein Lebensalter zwischen 4 Wochen und einigen Monaten. Trocknet das Gewässer aus, so können die Rückenpanzerkrebseier Jahrzehnte lang auf dem Boden liegen, ehe sie bei der nächsten Überflutung schlüpfen.

Der Nutzen von Rückenpanzerkrebsen im Aquarium

Rückenpanzerkrebse können innerhalb von wenigen Tagen ein Aquarium komplett von Planarien, Strudelwürmern, Plattwürmern und anderen Schädlingen reinigen. Da sie keine Zähne besitzen, werden sie Fischen oder Schnecken nicht gefährlich.

Einige Arten sind besonders gut in der Vernichtung von Algen. Während alle Rückenpanzerkrebse in ihrer jüngeren Wachstumsphase das Wasser nach Algen filtrieren und dabei sehr effektiv sind, machen sich ältere Krebse über Fadenalgen, Pinselalgen und Grünalgen her. Meist reicht die Algennahrung im Aquarium allerdings nicht aus, da die Krebse sehr gefräßig sind. Wenn alle Algen aus dem Aquarium verschwunden sind, dann kann man sie problemlos mit Fischfutter füttern.

Ältere Rückenpanzerkrebse sind Allesfresser. Sie durchwühlen den Boden nach allem fressbaren und lockern ihn auf. Sie sind ein echter Reinigungs- und Putzdienst im Aquarium. Schnecken oder Fische haben von den Krebsen nichts zu befürchten. Auch Garnelen sollten nichts zu befürchten haben. bei sehr kleinen Garnelen sollte man aber vielleicht ein Auge offen halten und notfalls die Krebse wieder ausquartieren.

Die Rückenpanzerkrebse legen Eier im Aquarium und verbuddeln sie im Sand. Normalerweise schlüpfen die Eier erst nach einer Trockenheitsphase. Aber auch in einem ständigen Gewässer, wie das ein Aquarium darstellt, schlüpfen sporadisch immer mal wieder Jungkrebse. Aufgrund der Fische in einem Aquarium haben die Krebschen zwar keine große Überlebenschance, aber es bestehen gute Chancen dass immer mal wieder ein Krebs heranwächst. Am sichersten ist es etwas Sand aus dem Aquarium zu entnehmen wo die Krebse ihre Eier vergraben haben, diesen Sand einige Tage auf der Heizung trocknen zu lassen und die Krebse dann in einem von den Fischen getrennten separaten Gefäß aufzuziehen.

Auch in Deutschland gibt es eine seltene, einheimische Rückenpanzerkrebsart. Der europäische Carapaxkrebs ist ein ausgesprochen guter Algenvertilger. Da dieser Krebs auch mit kühleren Temperaturen auskommt, kann man ihn ohne Heizung bei Zimmertemperaturen halten (zwischen 18 bis 25 Grad).

Die amerikanischen Rückenpanzerkrebe lieben höhere Temperaturen, weshalb sie in einem geheizten Aquarium gehalten werden sollten ( 22 bis 28 Grad). Sie bewegen sich schneller und sind aktiver als die europäischen Krebse und sind besponders gut gegen Planarien und andere Würmer einsetzbar.

Aufgrund ihrer Habitate vertragen alle Rückenpanzerkrebse extreme Temperaturschwankungen. Die amerikanischen Rückenpanzerkrebse beispielweise überleben problemlos Temperaturen zwischen 14 und 34 Grad. Auch den Sauerstoffgehalt betreffend stellen die Krebse keine Ansprücke. Während Fische unterhalb von 3 mg Sauerstoff pro Liter Wasser ernste Probleme bekommen, kommen die Rückenpanzerkrebse mit einem Drittel des Sauerstoffgehaltes aus (1 mg pro Liter).

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