Winterharte Palmen – Winterschutz, Kultur und Pflege

Im Freiland ohne aufwändigen Winterschutz ausgepflanzte Palmen sind in ganz Deutschland zu finden, in Düsseldorf ebenso wie in Würzburg oder Berlin. Vergleicht man die Klimatabellen großer Teile von Norditalien etwa mit denen des Ruhrgebietes, so finden sich kaum Unterschiede in den Wintertemperaturen. Die durchschnittliche Januar-Tiefsttemperatur in Mailand etwa liegt bei -0,6 Grad, in Düsseldorf sind es + 0,1 Grad. Sogar die durchschnittliche Januar-Höchsttemperatur liegt in Düsseldorf mit +5 Grad gegenüber 4,6 Grad in Mailand höher. Selbst ein unverdächtiger Ort in Italien namens Venedig kommt mit Januar-Durchschnittswerten von 0 Grad im Minimum und 6 Grad im Maximum gegenüber dem Ruhrgebiet auf keine entscheidend höheren Werte.

Gerade in größeren Städten entstehen ganz speziellen Klimaverhältnissen, die das Gedeihen von ausgepflanzten, winterharten Palmen, auch ohne Winterschutz, begünstigen. In den Zentren unserer Großstädte liegen die Wintertemperaturen meist um einige Grad über denen des Umlandes. Wenn man bedenkt, dass der Temperatur-Unterschied zu einem mediterranen Klima nur bei sehr wenigen Graden liegt, so verwundert es nicht, dass einige winterharte Palmen-Arten auch in Deutschland wunderbar gedeihen. Auch ausserhalb größerer Städte, wo die Wintertemperaturen um 1 bis 2 Grad niedriger liegen, können winterharte Palmen gedeihen. Hier, auf dem Land, hat man meist mehr Garten und Raum zur Verfügung, um den Standort für seine winterharte Palme bestens auszuwählen und so die Nachteile geringerer Wintertemperaturen auszugleichen.

Winterharte Palmen: Standortwahl und Einpflanzen

Der perfekte Standort für eine winterharte Palme liegt auf jeden Fall windgeschützt, so dass vor allem kalte Nord- und Ostwinde die Palme nicht erreichen können. Auch Westwinde sind nicht sonderlich förderlich für unsere Palme, denn sie transportieren gerne Nebel und Feuchtigkeit heran. Nässe, in Verbindung mit Kälte, ist ein Feind der meisten Palmen, denn diese Kombination kann zu Fäulnis führen.

Damit sind wir neben der Kälte schon beim zweiten Thema. Winterharte Palmen und noch mehr winterharte Yuccas pflanzt man am besten so, dass die Pflanzen vor Regen geschützt sind. Vor einem Austrocknen der Palmen müssen Sie keine Bedenken haben, denn die Palmenwurzeln reichen tief in den Boden hinein und viele dieser Gewächse bedienen sich in ihren teilweise wüstenartigen Heimatstandorten sogar am Grundwasser. Auch eine Palme die keinerlei Regen abbekommt, kann also in einem Garten überleben und in der Anfangszeit, bis sich das Wurzelwerk ausgebildet hat, werden Sie ihre Palme sicherlich gerne ab und zu wässern. Dies sollte bei einem trockenen Standort hin und wieder auch im Winter bei milderen Temperaturen geschehen, denn die meisten Palmen benötigen ganzjährig Wasser.

Wer seine Palme nicht regengeschützt pflanzen kann oder will, weil ihm beispielsweise der Standort am Gartenteich eher zusagt als etwa unter dem Vordach seines Hauses, der sollte am besten für ein leichtes Gefälle sorgen, damit das Regenwasser schnell ablaufen kann, ohne im Boden zu versickern. Auch etwas Folie um die Palme herum auf dem Boden kann bei feuchtigkeitsempfindlichen, winterharten Yuccas sinnvoll sein. Übertreiben muss man das Ganze aber nicht, denn auch die aus semiariden Gebieten stammenden Palmen benötigen einen gewissen Grad an Feuchtigkeit. Vor allem sollten sie nicht über längere Zeit praktisch in einer Regenpfütze stehen. Damit das nicht passiert, sprechen wir nun über das Pflanzloch.

Winterharte Palmen: Pflanzloch & Erde

Wie bei anderen Gartenpflanzen auch, sollte das Pflanzloch unserer winterharten Palme ausreichend groß dimensioniert werden, so dass sich die Wurzeln in dem gelockerten Boden über die Ausmaße des Wurzelballen hinaus ausbreiten können. Beim Pflanzsubstrat stellen die winterharten Palmen wenig Ansprüche. Sie gedeihen in normaler Gartenerde. Da die meisten Palmen eher einen leicht sauren Boden möchten, kann man etwas Torf unter die Erde mischen, das ist aber nicht zwingend notwendig.

Auch im Bereich von nadelnden Tannenbäumen ist der Boden oft etwas saurer. In Lehm gemischt zur Hälfte mit Gartenerde wachsen die meisten Palmen sehr gut. Zudem sollte man etwas Kies oder ein anderes Granulat beimischen um die Drainage zu verbessern. Beim Ausheben eines großen Pflanzloches in Lehm oder in kompakter Gartenerde besteht allerdings die Gefahr, dass sie durch diese Maßnahmen das Gegenteil des Gewünschten erreichen und sich gerade in ihrem Pflanzloch das Regenwasser ansammelt, denn hier kann es besonders gut in den Boden eindringen und versickern und kommt umgekehrt durch die wasserundurchlässige kompakte Umgebung nicht wieder heraus, so dass ihre winterharte Palme oder Yucca in einem Wasserloch stehen. Sie müssen also Ihr Loch entsprechend tief wählen oder für einen Abflußkanal sorgen.

Da die Wurzeln der winterharten Palmen zu den frostempfindlichsten Teilen gehören, pflanzt man die Jungpalme am besten etwas tiefer ein. Bodenfrost ist etwa bis in eine Eindringtiefe von 20 bis 30 Zentimetern kritisch für die Palme, tiefer eindringender Bodenfrost erreicht meist keine extremen Werte mehr und einige Minusgrade können die Wurzeln der meisten winterharten Yuccas und Palmen auch vertragen. Der allerwichtigste Winterschutz für eine winterharte Palme ist es deshalb, im Herbst eine Schicht aus Laub, Reisig, Tannenzweigen oder anderem Material um den Stamm herum aufzuhäufen, um den Frost davon abzuhalten in den Boden einzudringen. Auch eine Schneeschicht isoliert sehr gut. Eine Schneedecke hält den Frost ebenso gut ab wie eine gleich dicke kompakte Eisdecke. Im Innern eines Iglus etwa liegt die Temperatur um Null Grad, auch bei Aussentemperaturen zwischen -20 und -30 Grad. Auch bei strengsten Luftfrösten besteht so keine Gefahr mehr für das Wurzelwerk unserer winterharten Palmen.

Pflanzt man die Palme in der Nähe eines Gartenteiches, dann kann man sich auch die Wärme des Wassers zunutze machen. Tiefere Gartenteiche absorbieren Wärme aus dem Untergrund und leiten diese in höhere Wasserschichten. Eisdecken auf Gartenteichen erreichen selbst in strengen Wintern kaum Dicken über 10 Zentimetern. Unterhalb dieser Eisdecke ist das Wasser also über 0 Grad warm. Gestaltet man den Gartenteich so, dass man eine U-Förmige Einbuchtung bekommt, kann man die winterharte Palme so pflanzen, dass sie von 3 Seiten von diesem wärmendem Teichwasser umgeben ist, getrennt lediglich durch die Teichfolie (und etwas Erde). Wärmende Effekte kann man auch durch das Pflanzen der Palmen nahe dem Haus erreichen.

Winterharte Palmen: Winterschutz

Über die wichtigste Wärmeschutzmassnahme für unsere winterharten Palmen wurde bereits gesprochen. Im späten Herbst sollte um die Palme herum eine Mulch- oder Laubschicht aufgehäuft werden, um die Wurzeln vor stärkerem Frost zu schützen. Diese Massnahme kann auch noch später im Jahr durchgeführt werden, denn erst bei länger anhaltendem, strengen Frost sind die Wurzeln der winterharten Palmen in Gefahr.

Die Blätter der winterharten Palmen und Yuccas überstehen auch höhere Frostgrade. Ein Einwickeln dieser Blätter in Strohmatten oder in Luftpolsterfolie macht wenig Sinn, denn wirklich wärmer wird es unter dieser Isolierung ohne eine interne Wärmequelle nicht. Das Herumgezerre und Drücken an den Blättern schadet den Pflanzen eher als dass es einen Nutzeffekt bringt. Gefrorene Blätter brechen leicht ab wenn man an ihnen herumzupft. Höchstens gegen den Wind, der die Fächer und Wedel noch stärker auskühlen lässt, könnte dieses Einwickeln etwas bringen, doch windgeschützt gepflanzt ist auch dieser Nutzeffekt eher marginal.

Für eine winterharte Palme ist es auch kein großes Problem wenn sie in einem strengen Winter einige Palmblätter oder auch alle Blätter verliert. Diese Blätter werden im Frühjahr meist schnell wieder ersetzt. Eine längerfristige Frostperiode schadet der Palme dabei meist sogar weniger, als wenn es einen häufigen Wechsel zwischen milden und kalten Temperaturen gibt. Zwischenzeitlich vor dem Frühjahr austreibende Palmwedel die wieder erfrieren, schwächen die Palme nur. Im Winter austreibende Blätter sind ohnehin meist schwächlich und bereiten auch im Frühjahr nur wenig Freude. Im Gegensatz zu unseren einheimischen winterharten Gehölzen halten die winterharten Palmen meist keine Winterruhe und können deshalb jederzeit wachsen oder neue Blätter austreiben, sobald die Temperaturen dies zulassen.

Das Vegetationszentrum einer Palme ist das Palmherz. Dieses liegt tief verborgen im Palmenstamm. Vom Palmherz aus treibt die Palme ihr Wachstum voran. Dieses Palmherz ist meist durch dicke Stammfasern gut vor Nässe und Kälte geschützt. Es liegt so tief im Stamm, dass selbst von oben eindringendes Regenwasser meist nicht bis in diese Regionen vordringt. Bei kleineren Palmen liegt das Palmherz direkt über dem Boden. Auch bei größeren Palmen liegt das Palmherz meist deutlich von der Palmenkrone entfernt. Um das Palmherz zusätzlich zu schützen, muss man also keineswegs den gesamten Stamm einwickeln. Es ist meist ausreichend, Laub, Tannenzweige oder Reisig bis zu zwei Dritteln der Stammhöhe aufzuschichten. Etwas Luftdurchlässigkeit sollte aber auf jeden Fall gewährleistet sein.


Ohne Winterschutz trotzt diese winterharte
Trachycarpus fortunei - die chinesische Hanf-
palme - selbst einem Schneesturm mit anschlies-
sendem Dauerfrost.


In einem strengen Winter können mit oder
ohne Winterschutz immer ein paar Palmen-
blätter erfrieren. Im Frühjahr bilden diese
sich aber meist wieder neu.

Eine gute Möglichkeit Wärme um den Stammbereich der winterharten Palme zu erzeugen ist, dort Kompostmaterial anzulegen. Ist dieser Kompost einigermassen gut nach oben hin verschlossen (zum Beispiel durch eine dicke Laubschicht), dann arbeitet der Kompost auch im Winter. Über drei Viertel der Zersetzungsenergie die die Kompostbakterien leisten, wird in Form von Energie frei gesetzt. So können in einem Komposthaufen selbst bei Frostgraden im Winter Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius entstehen. Auf diese Weise produzieren die Kompostbakterien ihr eigenes Klima, unabhängig von den Aussentemperaturen. Gerade in unseren Breiten mit häufig wechselnden Temperaturen und ausreichender Feuchtigkeit kommt dieser Kompostierungseffekt immer wieder in Gang und kann damit neue Frostperioden abmildern und verkürzen.

Was nicht passieren sollte ist, dass die gesamte Palme unter einem Komposthaufen verschwindet oder andersweitig eingewickelt wird. Die Palmenkrone sollte weitestmöglichst freigehalten werden, damit Luft und Wind die Palme abtrocknen können und Fäulnis- und Schimmelpilzbildungsprozesse unterbunden werden.

Je größer und älter eine winterharte Palme ist, desto robuster wird sie auch. Umso größer eine Palme wird, umso schwieriger gestalten sich auch Winter-Schutzmaßnahmen. Fazit: Ältere Palmen lässt man am besten weitgehend in Ruhe und konzentriert sich lediglich auf eine dicke Laub- und Mulchschicht im Herbst, damit vor allem die empfindlichen Wurzeln geschützt werden.

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